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Die Übungen des praktischen Lebens - auch Übungen des täglichen Lebens genannt, sind Tätigkeiten, die zu unserem Alltag gehören.

Wie Ihr Eure Kinder unterstützen könnt, diese alltäglichen Dinge zu lernen, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Die Übungen des täglichen Lebens
 

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Einführung

Ein Gemeinschaftsartikel von Ombeline von "Glückstaub" und mir. Ombeline ist nicht nur Montessori-Pädagogin, sondern auch Familienbegleiterin und Doula - sie gibt Online-Workshops und Kurse zum Thema Montessori zu Hause. Auf Ombelines Instagramaccount findet Ihr regelmäßig noch mehr Wissen und Inspiration.

Das Thema - Übungen des praktischen Lebens - ist sehr umfangreich. Nach einer allgemeinen Information zu den Übungen, wird als Beispiel "Mein Kind zieht sich selbstständig an und aus"  mit vielen praktischen Beispielen näher erläutert. Alle anderen wichtigen Themen findet Ihr in Ombeline's Workshop

Schon junge Kinder mit ein paar Monaten möchten gerne selbstständig agieren. Sie möchten die Windel allein ausziehen, trinken und essen, sich alleine die Hände waschen und noch so vieles mehr. Außerdem lieben es, sie im Haushalt zu helfen. Wischen, Waschmaschine ein- und ausräumen und den Boden kehren sind nur ein paar Beispiele dafür. 

Durch das Teilnehmen am Familiengeschehen oder überhaupt am Gemeinschaftsleben entwickeln die Kinder Selbstwirksamkeit.Ein selbstwirksames Kind hat ein positives Selbstbild. Es hat Vertrauen in seine Fähigkeiten. Es ist neugierig und für neue Eroberungen offen, denn es weiß mit Sicherheit, dass es auch schwierigere Situationen bewältigen kann und wird.

Es ist also für ihr Selbstbewusstsein unheimlich wichtig, Kindern zu ermöglichen selbsttätig zu sein, und zwar schon von Anfang an. So sind die Übungen des praktischen Lebens, auch Übungen des täglichen Lebens, entstanden. Wie der Name es schon verrät, sind diese Tätigkeiten, die zu unserem Alltag gehören.

Durch sie baut sich das Kind als Individuum (Entwicklung der Grob- und Feinmotorik, Aufbau der geistigen Ordnung und der Konzentrationsfähigkeit, Förderung von Geduld und Ausdauer) und als Mitglied einer Gemeinschaft (Wahrnehmung von der Umgebung, Aufnehmen der eigenen Kultur, Kennenlernen anderer Kulturen, Übernehmen der Verantwortung für die Umgebung und Anderen) auf.

Aus diesem Grund werden die Übungen des praktischen Lebens in mehrere Bereiche aufgeteilt:

  • Vorübungen: tragen, Gegenstände öffnen und schließen, Essen und Trinken, usw.
  • Sorge für die eigene Person: Anziehen, Hände waschen, usw.
  • Sorge für die Umgebung: Blumen pflegen, kehren, waschen, usw.
  • Übungen für Anmut und Höflichkeit: sich begrüßen, etwas anbieten, sich entschuldigen, usw.
  • Besondere Formen der Bewegung: Stille Übung, Gehen auf der Linie
 

Allgemeine Hinweise

Die Materialien sind Alltagsgegenstände, also voll funktionsfähig. Manche sind für Kinderhände speziell gebaut worden, um das Hantieren zu erleichtern (Größe, Gewicht…), jedoch werden diese auf die gleiche Weise benutzt.

Kleinkinder üben aber anders als Kindergartenkinder. Es geht bei jüngeren Kindern nur um das Tun und nicht um das Ergebnis oder die richtige Durchführung. Sie lieben es selbsttätig zu sein, Zeit und Raum zum Experimentieren zu bekommen. So beenden die Kinder im jungen Alter ihre Tätigkeit, wenn sie mit sich zufrieden sind. Ihr innerer Drang wurde durch das selbstständige Erforschen und Erproben gesättigt. Je älter die Kinder werden, desto ergebnisorientiert wird das kindliche Tun.

In diesem Artikel werden keine Altersangaben geben, denn jede Darbietung kann der Entwicklung des Kindes entsprechend, variiert werden. Wichtiger ist die Reihenfolge, in der die Darbietungen gegeben werden. Ich kann nicht von meinem Kind erwarten, dass es sein Zimmer sauber macht, wenn es davor keine Erfahrung mit kehren, staubsagen, wischen und abstauben sammeln durfte. Es sind so viele komplexen Schritte, die einzeln geübt werden müssen.

Beobachte Dein Kind und folge seinen Interessen. Traue ihm viel zu, aber überfordere es nicht. Gib ihm Zeit, eine Arbeit lieben zu lernen und in diese vollkommen einzutauchen. Kreiere Erfahrungsmöglichkeiten für Dein Kind und lasse es in seinem Tempo erforschen.

DAS ist, was seinen Alltag nach Montessori gestalten, bedeutet, und dafür können wir keinen Alter angeben. (Alle Darbietungen und Übungen können theoretisch im Kindergartenalter, gegeben werden.)

Die ausgesuchten Materialen werden auf einem Tablett oder in einem Korb gestellt. Das Vorbereiten der Übung, der Ablauf und das Aufräumen der Arbeit werden Schritt für Schritt, ruhig und achtsam vom Erwachsenen gezeigt. Das Kind schaut dem Erwachsenen erstmal zu und wiederholt die Übung danach. Der Erwachsene korrigiert das Kind niemals, sondern zeigt die richtige Handhabung immer wieder und lässt das Kind selbst forschen. Dabei beobachtet der Erwachsene das Kind, ohne jegliche Wertung. So kann er sich andere passende Übungen für das Kind überlegen.

„Hilf mir, es selbst zu tun. Zeig mir, wie es geht.

Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun.

Hab Geduld, meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will.

Mute mir Fehler zu, denn aus ihnen kann ich lernen.“

Maria Montessori

Mein Kind zieht sich selbstständig an und aus

Damit Dein Kind sich selbstständig allein an- und ausziehen kann, braucht es viele Fertigkeiten:

  • Augen-Hand-Koordination: das ist die kognitive Fähigkeit, Tätigkeiten auszuführen, für die gleichzeitig eine visuelle (= Augen) und motorische (=Hand) Handlung gebraucht wird. Dein Kind muss sehen, wo Arme und Kopf in das Oberteil gehören und diese dann gezielt in die Ärmel und das Kopfloch hineinbringen.
  • Gleichgewicht: ein Kind muss sicher und stabil sitzen, bzw. stehen können, um sich selbstständig an- oder auszuziehen, denn seine Hände müssen frei sein.
  • Kraft- und Bewegungskontrolle der Hand und Finger: Dein Kind muss sein Handgelenk mit Leichtigkeit bewegen können. Seine Finger müssen, ohne Überstreckung, einen dosierten Druck geben können. Diese Kontrolle wird erst wirklich gebraucht, wenn es um Verschlüsse geht. Sie wird aber durch das selbstständige An- und Ausziehen von Hosen, Oberteilen und andere Übungen des praktischen Lebens entwickelt und verfeinert.
  • Muskelaufbau: Dein Kind muss so viele Bauch- und Rückenmuskeln entwickelt haben, dass es aufstehen kann, ohne sich zu stützen.
  • Serialität: Dein Kind muss die Fähigkeit besitzen, sich die einzelnen Schritte in der richtigen Reihenfolge zu merken, um diese auch korrekt auszuführen. Also muss Dein Kind verstanden und sich gemerkt haben, dass beispielsweise die Unterhose vor der Hose angezogen werden sollte.
  • Körperwahrnehmung: wenn Dein Kind erfährt, was sein Körper alles kann, bekommt es ein positives Selbstbild. Durch eine positive Körperwahrnehmung entwickelt Dein Kind Neugierde und Interesse darauf, was es noch alles lernen und erfahren kann.
  • motorisches Planen: Dein Kind kennt noch nicht alle notwendige Abläufe, die fürs Anziehen gebraucht werden. Wenn es sich diese aber vorstellen kann und anschließend die nötigen Bewegungen durchführen kann, wird es sich mit Wiederholungen und Zeit, sich autonom an- und ausziehen können.
  • Konzentrationsfähigkeit: das Anziehen ist ein sehr komplexer Vorgang, mit vielen aufeinander aufbauenden Schritten. Auch wenn jeder Schritt einzeln geübt werden kann, verlangt das Anziehen eine gute Konzentrationsfähigkeit. Je ruhiger und ordentlicher die Umgebung ist, desto einfacher ist es für Dein Kind, sich zu konzentrieren. Wenn Dein Kind sich auf eine Tätigkeit konzentrieren soll, ist das Erklären schwierig, denn zu den visuellen und motorischen Sinnen müsste noch das Gehör aktiviert werden. Das ist der Grund, warum wir während einer Darbietung kaum Wörter benutzen.
  • Geduld und Frustrationstoleranz: das komplette An- bzw. Ausziehen ist ein sehr langer und komplexer Prozess, der kognitiv viel von Deinem Kind abverlangt. Aber auch emotional ist dieser Prozess für Dein Kind anstrengend, denn es funktioniert nicht immer alles problemlos und vielleicht stören auch noch die Socken an den Zehen, oder die Hose ist zu eng, das Oberteil zu weit, der Lieblingspulli in der Waschmaschine… es nervt einfach nur noch… Da hilft nur noch Geduld, Resilienz und Frustrationstoleranz. Damit wird man aber nicht geboren, sondern man entwickelt sie: durchs Ausprobieren, durch unsere Vorbilder und durch ein positives Selbstbild. Wer weiß, dass er in Ordnung und zu allem fähig ist, erkennt schneller, dass auch wenn das Anziehen von den Socken noch nicht ganz klappt, es doch bald klappen wird!
  • Räumliches Vorstellungsvermögen: das ist die Fähigkeit, sich über seine Umwelt (Raum, Personen, Objekte, usw.) und sich selbst (Körperverständnis) bewusst zu sein. Durch diese kognitive Fähigkeit können wir uns Objekte im Geist vorstellen. Wir verstehen zum Beispiel, was rechts und links ist und wo rechts und links an unserem Körper sind. Diese Fertigkeit scheint für viele Kinder mit Entwicklungsstörung zu fehlen oder zu schwach entwickelt zu sein, was zum Beispiel das Anziehen erschwert.
  • Lerntransfer: wenn Dein Kind fähig ist, erworbenes Wissen oder geübte Fertigkeiten auf ähnliche Konzepte oder Fertigkeiten zu übertragen, spricht man in der Pädagogik von Lerntransfer. Wenn Dein Kind also mit dem Montessori-Material das Löffeln übt und das Geübte im Alltag beim Essen benutzen kann, hat es ein Transfer seines Wissens geschafft.
  • Interesse am selbstständigen An- und Ausziehen: ein Kind lernt fast ausschließlich, wenn es an dem Prozess oder an dem Erwerb einer neuen Fertigkeit interessiert ist. Es gibt Zeitfenster, die sogenannten „sensiblen Perioden“, die uns beim Beobachten und Erkennen dieses Interesses helfen können. Zwischen etwa 9 Monaten und 3 Jahren befindet sich das Kind in der sensiblen Periode für Bewegung. Beobachtest Du also, dass Dein Kind sich in dieser Periode befindet, kannst Du ihn schon mal die ersten Körbe fürs Üben vorbereiten. Von der Geburt bis etwa 6 Jahren befindet sich Dein Kind in der sensiblen Periode für Sprache, die das Interesse an neuen Begriffen hervorruft. Je mehr Anziehsachen Dein Kind in die Hände bekommt, desto reicher wird sein Wortschatz und desto spannender werden diese. Auch wenn Dein Kind den Sonnenhut nicht richtig rum anziehen kann, findet es das richtig lustig mit dem falsch aufgesetzten Sonnenhut herumzulaufen und ist sehr stolz darauf, dass der Hut überhaupt auf dem Kopf hält! So entwickelt Dein Kind sein Selbstbewusstsein und will weiter üben, weiter mit den Hüten spielen! Es lernt also in seinem eigenen Tempo, ganz selbstständig und ohne Druck, sich anzuziehen.

WICHTIG: Aus unterschiedlichen Gründen kann es sein, dass Dein Kind die eine oder andere Fertigkeit nicht ohne äußerliche Unterstützung entwickeln kann. Sollte dies bei Euch der Fall sein, kannst Du wunderbare Unterstützung für Dein Kind und für Euch als Familie, bei (Montessori- und/oder Ergo-)Therapeut*innen bekommen. Weiterhin ist jedes Kind perfekt, so wie es ist und hat das Recht, mit all seinem Wesen in Liebe und Respekt begleitet zu werden.

Wie schnell Dein Kind autonom wird, ist nicht bedeutsam. Im welchem Alter Dein Kind seine Socken oder seine Hose allein anziehen kann, ist auch unwichtig. Was zählt ist, dass Dein Kind, sich in seinem Tempo und ohne Druck, entwickeln kann. Habe Vertrauen in Dein Kind und Geduld mit seinem Lernprozess. Feiere jeden Entwicklungsschritt.

Isolierung der Schwierigkeit am Beispiel "Unterhose anziehen"

Auf die Isolierung der Schwierigkeit wird immer viel Wert gelegt. Das heißt, wenn Du Dein Kind dabei begleitest, sich selbstständig anzuziehen, achtest Du immer darauf, dass Du nur eine neue Fähigkeit auf einmal einführst. Wenn es lernt sich die Unterhose anzuziehen, müssen beispielsweise, folgende Schritte stattfinden:

  • (1) Die Unterhose richtig rum halten.
  • (2) Ein Fuß = ein Loch
  • (3) Hochziehen
  • (4) Aufstehen und dabei die Unterhose festhalten
  • (5) Die Unterhose über den Popo hochziehen.
  • (6) Die Unterhose so anziehen, dass der Gummizug richtig auf der Haut liegt.

Wenn Dein Kind bei Schritt (1) ist, hilfst Du ihm also weiterhin dabei, alle fünf anderen Schritte zu erledigen. Benenne jeden Schritt und führe diesen dann ohne Sprache langsam durch, so dass Dein Kind Zeit hat, zu beobachten, wie Du ihn durchführst.

Wiederholung: die Möglichkeit, eine Tätigkeit immer wieder zu wiederholen, ist essenziell 

Das bedeutet: Wenn Dein Kind gerade lernt, sich selbstständig anzuziehen, wird sich Dein Kind wahrscheinlich öfters am Tag ohne ersichtlichen Grund umziehen wollen. Dies ist völlig normal und bedeutet zu keiner Zeit, dass Dein Kind Dich ärgern will, oder, dass es immer so sein wird. Sein innerer Drang nach Selbstständigkeit und Wiederholung ist so stark, dass Dein Kind diese Tätigkeiten ausführen muss, ob Du damit einverstanden bist oder nicht.

Übungen, die das An- und Ausziehen als direktes Ziel haben

Du kannst, jahreszeitenabhängig, folgendes Material zur Verfügung stellen:

  • Anziehrahmen (Klettverschluß, Reißverschluß, große Knöpfe. Druckknöpfe und Steckschnalle (Jacke, Hose, Schuhe und Regenhose). Später kommen noch andere Schnallenarten (Gürtelverschluss), Schnürsenkel und Schleifen (Schuhe binden), Sicherheitsnadel und Haken und Ösen.
  • Korb mit Kopfbedeckungen (Strohhut, Kappe, Sonnenhut mit und ohne Kordel, Schirmmütze, Mütze, Schlupfmütze, Sonnenhut mit Nackenschutz)
  • Korb mit unterschiedlichen Schuhen und Schablonen (Schuhe richtig hinstellen und anziehen: Gummistiefel, Sneaker, Sandalen, Ballerinas, Hausschuhe, Winterstiefel)
  • Korb mit unterschiedlichen Gummis, später Socken (die Gummis werden um den Fuß gezogen. Je weiter der Gummi ist, desto einfacher ist die Übung. Dabei achtest du natürlich immer darauf, dass die Gummis Deinem Kind zu keiner Zeit zu eng werden könnten.
  • Korb mit unterschiedlichen Halstüchern (mit Klettverschluss und Loops)
  • Korb mit unterschiedlichen Handschuhen (Gartenhandschuhe, Arbeitshandschuhe, Woll- oder Fleece-Fingerhandschuhe, Fausthandschuhe, Kurzfingerhandschuhe)
  • Korb mit Schuhen mit unterschiedlichen Verschlüssen (Klettverschluss, Schnürsenkel, Schnellschnüre)

So hat Dein Kind die Möglichkeit sich, so oft, wie es das möchte, umzuziehen und seine neue Fähigkeit wird verfeinert. Es ist vielleicht eine gute Zeit für Dein Kind, eine Puppe zu bekommen, damit es auch seine Puppe immer wieder an- und ausziehen kann.

Übungen des praktischen Lebens, die als indirektes Ziel, auch das selbstständige An- bzw. Ausziehen, haben:

Außerdem gibt es viele andere Übungen, die Deinem Kind das selbstständige Anziehen erleichtern werden. Wenn Dein Kind eine gute Augen-Hand-Koordination, genügend Kraft in den Fingern, Hand und Handgelenk hat, sowie eine "lockere Hand" hat, wird das Anziehen für Dein Kind einfacher. Folgende Übungen kannst du anbieten:

Übungen für das gezielte Stecken und die Augen-Hand- Koordination

Münzen in einer Spardose

Auf ein Tablett stellst Du eine Spardose, die Dein Kind selbstständig aufmachen kann und ein Schälchen mit Münzen (die, Du davor sauber gemacht hast).

Du zeigst Deinem Kind, wie Du eine Münze mit dem Pinzettengriff nimmst und anschließend in die Spardose steckst. Wenn alle Münzen in der Spardose sind, zeigst Du Deinem Kind, wie Du diese ausleerst. Erst dann darf Dein Kind die Arbeit wiederholen. Es wird nicht korrigiert. Beobachtest Du beispielsweise, dass Dein Kind den Pinzettengriff noch nicht beherrscht, zeigst Du ihm bei der nächsten Darbietung oder durch eine andere Tätigkeit nochmal, wie dieser geht.

Sollte Dein Kind noch in der oralen Phase sein, kannst Du auch aus einer Dose und extra großen Muggelsteinen, Korken oder Knöpfen, die gleiche Arbeit vorbereiten.

Noch mehr Ideen zum Reinstecken findest Du hier.

Verschiedene Fädelangebote

Du brauchst ein Tablett mit einem länglichen Schälchen mit Pfeifenputzern und einem Korb mit Löchern oder einem kleinen Sieb mit kleinen Löchern.

Du zeigst Deinem Kind, wie Du die Pfeifenputzer mit dem Pinzettengriff in die Löcher reinsteckt. Wenn alle drinstecken, zeigst Du Deinem Kind noch, wie diese herausgezogen werden und aufgeräumt werden. Anschließend kann Dein Kind mit den Pfeifenputzern üben.

Auch kannst Du einem Tablett mit Perlen (in einer Dose oder einem Schälchen) und ein paar Pfeifenputzer (in einem länglichen Schälchen) anbieten. Du zeigst Deinem Kind, wie die Perle mit dem Pinzettengriff genommen wird und auf den Pfeifenputzer gefädelt. 

Diese Übung ist komplexer, da Dein Kind mit beiden Händen gleichzeitig arbeiten muss.

Wir haben Euch in einem Artikel noch mehr Fädelangebote in aufsteigender Schwierigkeit zusammengestellt.

Tennisballkopf oder Knete-Monsterchen füttern

Du braucht einem Tablett mit einem Tennisball, der mittendrin aufgeschnitten wurde (das ist der Mund des Tennisballkopfes) und ein paar Kügelchen (z.B. Filzkügelchen) in einer Schale.

Du zeigst Deinem Kind, wie der Ball an den beiden Seiten des Mundes gedruckt werden muss, so dass er sich öffnet. Die andere Hand füttert den Tennisballkopf mit den Kügelchen. 

Dieser Übung ist noch komplexer als die vorherigen, da Dein Kind dabei noch Kraftdosierung ausüben muss.

Als Vorübung dazu kannst Du mit Deinem Kind einem runden Kopf aus Knete mit einen langen Mund in der Mitte formen. Dein Kind nimmt sich kleine Stücke aus der Knete und macht kleine Kügelchen daraus. Mit diesen wird dann das Knete-Monsterchen gefüttert. 

Transferieren

Auf einem Tablett legst Du eine Muffinbackform und in einer Schale die passende Anzahl Filzkugeln oder Pompoms. Auch kann eine Zange, ein Löffel oder ein Schopflöffel dabei liegen.

Du zeigst Deinem Kind, wie die Kugeln oder die Pompoms mit dem Pinzettengriff gehoben werden und einzeln in die Muffinform gelegt werden.

Zu einem späteren Zeitpunkt kann Dein Kind mit einem Löffel, Schopflöffel oder einer Pinzette arbeiten.

Noch mehr Transferübungen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen haben wir Euch hier zusammengestellt.

Übungen für ein bewegliches Handgelenk und die Kraftdosierung

Öffnen und Schließen kleiner Gegenstände

In einem Korb legst Du verschiedene Gegenstände, die sich unterschiedlich öffnen und schließen lassen: ein Fläschchen mit Schraubdeckel, eine Dose mit Bügelverschluss, eine Dose mit Deckel, ein Geldbeutel mit Klett- oder Reißverschluss oder oder...

Du nimmst einen Gegenstand heraus und zeigst Deinem Kind, wie dieser geöffnet wird. Rechts von dir legst Du der Gegenstand und nebenan der Deckel. Wenn alle Gegenstände geöffnet sind und untereinanderstehen, zeigst Du Deinem Kind, wie diese wieder geschlossen werden und in den Korb wieder gelegt werden.

Schrauben und Muttern

Mit Schrauben und Mutter (oder Flaschen mit Schraubdeckel) kann Dein Kind seine Beweglichkeit im Handgelenk stark verbessern.

Anfangs ist es einfacher, wenn die Schraube befestigt ist und nur die Mutter gedreht werden soll. Du kannst dafür einen Holzblock nehmen und ein paar Schrauben festkleben. Auf die andere Seit vom Block kann Dein Kind die passende Mutter drehen. (gibt es auch fertig zu kaufen in verschiedensten Ausführungen - für alle die keine Zeit haben.)

Später kannst Du auch Holzschraubklötze (oder hölzerne Schrauben und Muttern) einführen. Dafür braucht Dein Kind beide Hände. Eine Hand hält die Schraube, die andere die Mutter. Diese dreht dann die Mutter an die Schraube.

Noch schwieriger wird es, wenn Dein Kind einen Gabelschlüssel dafür benutzen soll.

Wie du siehst, jede Übung kann an den vorhandenen Kompetenzen Deines Kindes angepasst werden. Auch gibt es immer ähnliche Übungen, die die Fertigkeiten Deines Kindes weiter verfeinern können.

Wasser zum Schäumen bringen

Für diese Übung brauchst Du ein Tablett mit einer größeren Schale, eine Wasserkanne, einen Schneebesen und einer kleinen Flasche mit Spülmittel.

Du zeigst Deinem Kind, wie es die Kanne mit Wasser befüllen kann, und wie diese richtig getragen und wieder gestellt wird.

Die Schale wird mit Wasser etwa zur Hälfte gefüllt. Nun wird das Spülmittel genommen und ein paar Tropfen kommen ins Wasser. Du stellst das Spülmittel weg und nimmst dafür den Schneebesen. Nun zeigst Du noch Deinem Kind, wie es mit einer rotierenden Handbewegung Schaum herzaubern kann.

Wenn du fertig bist, zeigst Du Deinem Kind noch, wie alles ausgeleert, abgetrocknet und aufgeräumt wird.

Nun kann Dein Kind auch Schaum herzaubern. Anfangs bleibst Du immer bei Deinem Kind und beobachtest es. Du kannst kurze Hilfestellungen anbieten, aber bevor Du einschreitest, beobachte lieber noch ein bisschen, ob Dein Kind die Tätigkeit vielleicht doch alleine schaffst. Außerdem kannst Du Deinem Kind Frage stellen, die ihm helfen, sich zu erinnern, was als Nächstes drankommt.

Das Aufräumen gehört immer zur Darbietung, denn es ist Teil der Arbeit. Auch wenn Dein Kind schon ganz aufgeregt ist und unbedingt anfangen möchte, zeigst Du die Arbeit bis zum Ende. Dein Kind kann Dich dabei unterstützen, indem es die Kanne ausleert, oder die Sachen behutsam auf dem Tablett zurückstellt.

Teig rühren

Ob Du mit Deinem Kind einen Kuchen backen möchtest oder einen Teig, als sensorische Erfahrung vorbereiten willst, schlag Deinem Kind immer vor, ob es mithelfen möchte.

Schon die jüngsten lieben das Rühren und, wenn man immer wieder tauscht, können die Kinder öfters drankommen und rühren, mit kleinen Pausen zwischendurch.

Das Rühren ist eine grobmotorische Übung, wenn die Bewegung von der Schulter kommt, weil es viel Teig ist, der schwer zu rühren ist.

Das Rühren ist eine eher feinmotorische Übung, wenn zum Beispiel Eier gerührt werden, denn dabei geht es um die Bewegung des Handgelenks.

Beide Bewegungen sind wertvoll und helfen Deinem Kind auf seinem Weg zur Selbstständigkeit.

Übungen für den Muskelaufbau

Einen Stuhl tragen
  • Dein Kind stellt sich seitlich vom Stuhl hin. Eine Hand reicht mittig unter die Sitzfläche. Die andere reicht ebenfalls mittig unter die Lehne.
  • Der Stuhl wird zuerst nach hinten gekippt, dann schräg auf ein Bein. Spätestens jetzt sollten die Beine leicht gebeugt werden, um den Stuhl hochheben zu können, ohne sich den Rücken dabei zu verletzen.
  • Dein Kind kann so seinen Stuhl von einem Raum zum anderen tragen. Habt ihr beispielsweise keinen Platz für eine Bank in der Garderobe, kann ein Platz vorgegeben werden, wo Dein Kind sein Stuhl hintragen darf, um sich die Hausschuhe auszuziehen und die Schuhe anzuziehen.
  • Das Ablegen funktioniert ähnlich. Erstmal wird ein hinteres Bein auf den Boden gestellt, dann beide Beine und letztendlich die zwei vorderen Stuhlbeine. Das Ziel ist, dass dabei kein Geräusch entsteht. Die Kinder lieben es, wenn Du Deine Ohren spitzt, um genau hinzuhören, ob Du was hörst oder nicht. Natürlich bist Du dann auch an der Reihe und Dein Kind spitzt seine Ohren
Einen Tisch tragen

Kinder lieben es, schwere Sache zu tragen, denn so bekommen sie den Eindruck, dass auch sie stark sind. Ein Tisch zu tragen ist natürlich ganz besonderes schwer und natürlich sprechen wir über Kindertische. Sie werden entweder alleine getragen oder zu zweit. Wenn Dein Kind allein den Tisch tragen kann, dann zeige es ihm so:

  • Es stellt sich vor den Tisch und nimmt diesen seitlich in die Hände, so dass die Finger nach unten schauen und die Daumen auf dem Tisch zu sehen sind.
  • Erstmal wird der Tisch nach hinten gekippt. Dann wird er auf ein Bein gestellt. Nun beugst Du die Beine leicht, so dass Dein Rücken gerade bleiben kann. Erst dann wird der Tisch hochgehoben. Du kannst den Tisch von einer Ecke zur anderen tragen. Das Abstellen funktioniert gleich: erstmal die Beine leicht beugen, dann den Tisch auf einem hinteren Bein abstellen, anschließend auf beide hintere Beine. Nun kannst Du den Tisch ganz leise und vorsichtig hinstellen.
  • Es ist eine Arbeit, die gut für den Aufbau der Muskulatur ist, aber auch für das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Außerdem wird dabei Serialität, Geduld und Konzentration gefördert. Das Ganze natürlich ohne Druck und mit viel Spaß!
Blumen gießen

Wenn Dein Kind eine Gießkanne bekommt, diese auffüllen darf, um anschließend die Blumen auf der Terrasse, dem Balkon oder im Garten zu gießen, ist das eine schwere Arbeit. Denn das Tragen einer mit Wasser gefüllten Gießkanne ist alles anderes als einfach. Erstens ist sie schwer, zweitens schwappt das Wasser gerne über, also muss vorsichtig getragen und gegangen werden. Drittens ist das Gießen selbst kompliziert. Das Wasser sollte schön verteilt gegossen werden, und zwar so langsam, dass die Erde nicht spritzt.

Was für eine Konzentration, Koordination, Augen-Hand Koordination und Kraftdosierung diese Aufgabe von Deinem Kind abverlangt. Ist es nicht unglaublich und wundervoll, was unsere Kinder in so jungem Alter alles schon können!

Tragen des Wäschekorbs

Wenn wir schon vom Anziehen reden, können wir natürlich nicht den guten, alten Wäschekorb vergessen.

Wenn Du einen kleineren Korb für Dein Kind hinstellst, kann Dein Kind Dir beim Tragen helfen. Die dreckige Wäsche wird im Korb zur Waschmaschine getragen und anschließend in die Waschmaschine gesteckt. Ist die Wäsche sauber, kann Dein Kind in seinem Korb zum Beispiel Unterwäsche, Socken oder Waschlappen und Tücher sammeln und diese auf seiner Wäscheleine aufhängen.

Dein Kind bekommt dadurch eine wichtige Rolle, denn es darf sich aktiv für Eure Gemeinschaft einsetzen. Das stärkt sein Selbstwertgefühl und seine sozialen Kompetenzen.

Die vorbereitete Umgebung

Je nachdem wie die Garderobe oder der Kleiderschrank für Dein Kind vorbereitet sind, können sie Dein Kind dabei unterstützen, selbständig zu werden, oder es dabei behindern.

Der Kleiderschrank

Der Kleiderschrank Deines Kindes sollte am besten kleiner sein als normale Schränke, so dass Dein Kind sich selbstständig seine Kleidungsstücke herausholen kann.

Links oder rechts sind ein paar Regale: eines für die Hosen, eines für die Schlafanzüge, eines für die Socken und Unterhosen. Hosen und Unterhosen kommen je in einem Körbchen.

Auf der anderen Seite vom Schrank gibt es eine Kleiderstange für die Oberteile und Pullis oder Strickjacken.

Auf höheren Regalböden könnten in Körben die Anziehsachen, die zum Tauschen sind, eingeräumt werden.

Möglich ist auch, besonders, wenn die Kinder schon älter sind, eine kleine Kommode zu haben, in der Socken, Unterhosen und Hosen in unterschiedlichen Schubladen aufgeräumt werden. Im kleinen Schrank ist, auf einer gut für Dein Kind erreichbaren Höhe, eine Kleiderstange für Oberteile und Strickjacken. Darüber ist ein Regal für Pullis und Schlafanzüge.

Danke Wunschkind-Herzkind-Nervkind für das Foto

Die Kleiderauswahl

  • Je jünger Dein Kind ist, desto weniger Kleidungstücke sollte es zur Auswahl geben.
  • Anfangs sind 3 Stücke ausreichend: also 3 Oberteile, 3 Hosen, Kleider oder sonstiges, 3 Paar Socken usw.
  • Du entscheidest, wetterabhängig, was für Kleidungsstücke zur Auswahl gegeben werden. Dein Kind kann dann zwischen diesen Kleidungstücken selbst aussuchen, was es anziehen möchte.
  • So wächst die Lust am selber Anziehen, da die Kleidungsstücke Deinem Kind gefallen. Außerdem lernt es damit, Entscheidungen für sich zu treffen (Selbstwirksamkeit) und dass seine Entscheidungen in Ordnung sind, also, dass es selbst in Ordnung ist (Selbstbewusstsein).
  • Du zeigst Deinem Kind, wie es mit beiden Händen die Hose beispielsweise hochnimmt und, falls es eine andere Hose anziehen möchte, auf die Seite legt. Ist die passende Hose gefunden werden die restlichen Hosen wieder gestapelt.
  • Auch wie Oberteile vom Kleiderbügel herausgenommen werden, bzw. auf den Kleiderbügel gehängt werden, muss gezeigt werden, und zwar soll der Kleiderbügel immer von unten aus dem Oberteil herausgezogen werden (also nicht durch die Kopföffnung).

Die Garderobe

Auch die Garderobe muss gut überlegt werden, denn, wenn es für Dein Kind einfach ist, seine Jacke zu holen ist und seine Schuhe und Mützen einen festen Platz bekommen (äußere Ordnung), dann ist die Umgebung so vorbereitet, dass sie die Entfaltung Deines Kindes gut unterstützt.

In einen Korb kommen die Hüte oder Mützen rein, in einen anderen die Handschuhe und ein Korb braucht Dein Kind noch für die Schals. Zwei (oder drei) Auswahlmöglichkeiten sind genügend.

Auf einer kleinen Kindergarderobe werden die Jacken aufgehängt. Eine Jacke pro Hacken, so dass die Garderobe übersichtlich bleibt.

Auch die Schuhe bekommen ihrem Platz. Am besten ist es, wenn Schuhe und Hausschuhe unter einer kleinen Bank aufgeräumt werden können. Realistisch gesehen, ist es oft nicht machbar, weil der Eingangsbereich zu eng ist. Die Schuhe können auch mit Euren Schuhen aufgeräumt werden, so dass sie gut zu sehen sind und einfach herauszuholen sind. Ein Kinderstuhl oder ein Hocker könnte von Deinem Kind geholt werden, um sitzend die Schuhe und später die Hausschuhe anziehen zu können.


Danke Wunschkind-Herzkind-Nervkind für das Foto

Abschließende Tipps und Hinweise

  • Du bist der Begleiter und Vorbild Deines Kindes. Du bist der vorbereitete Erwachsene, der sich immer wieder in Frage stellt, immer wieder reflektiert und im Vertrauen bleibt.
  • Denn Du weißt, wie unbedeutend es ist, in welchem Alter, Dein Kind das eine oder andere schafft. Jedes Kind ist anders und entwickelt sich anders. Du kennst Dein Kind und begleitest es jedem Tag mit Liebe und Geduld (und ja, an manchen Tagen ist es sehr hart! Wir geben alle unser Bestes, jeden Tag und das ist gut so, wie es ist!)
  • Du begegnest Dein Kind mit Respekt und nimmst es als wunderbare Menschen, mit all seinem Wesen, wahr.
  • Du vertraust darauf, dass Dein Kind sich nach seinem inneren Bauplan entwickelt. Du bist sein liebster und bester Wegbegleiter und unterstützt ihm so, dass es sich frei entfalten kann!
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