Sprache ist einer DER Schlüssel zur Welt.
Sprache schafft Möglichkeiten zur Kommunikation, zum Ausdruck, zur Welterkenntnis und - etwas das Maria Montessori wichtig war - Möglichkeiten zum Frieden.
Unsere Kommunikation ist unser Leben, sie bedeutet Teilhabe und Austausch, sie ist angewiesen auf Sprache, Sprechen und Artikulation.
In diesem Gemeinschafts-Artikel mit Ira von "Montessoristernchen" erklären wir wichtige Punkte des Spracherwerbs nach Maria Montessori und stellen die Arbeit mit Nomenklaturkarten vor.
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Einführung
Ein Gemeinschaftsartikel von Ira von "Montessoristernchen" und mir. Bei Ira findet jede Menge Videos zu Montessorimaterial - und prinzipien.
Die Fähigkeit, eine Sprache zu erlernen, ist angeboren. Wie bei allen anderen Reifungsprozessen hat jedes Kind sein eigenes Entwicklungstempo.
Hier eine grobe theoretische Übersicht des Spracherwerbs - wie bei jedem Versuch etwas Komplexes einfach abzubilden sind natürlich im "echten Leben" Abweichungen möglich!
2 - 3 Jahre:
- "Stottern" oder "Stammeln" beim Überlegen, was man sagen möchte
- evtl. noch Probleme mit manchen Sprechlaute wie z.B. n, r, s, sch, ch, kr
- Mehrwortsätze mit ca. 4-5 Wörtern
- Aktiver Wortschatz ca. 300 Wörter
- Keine Nutzung des Begriffs "ich" - das Kind spricht von sich selbst mit seinem Vornamen.
- Erste Fragen
- Benutzen von Tätigkeitswörtern, wie trinken, spielen.
- Benutzen von Pronomen, Plural und Präpositionen
- Selbstgespräche, zum Beispiel im Spiel mit Puppen oder Tieren.
3 - 4 Jahre:
- evtl. noch Schwierigkeiten mit unregelmäßigen Formen haben, z.B. Doktors, ich gehte, ich denkte.
- Erzählen und Wiedergeben von längeren Geschichten oder Liedern
- Mehrwortsätze mit ca. 4-6 Wörtern
- evtl. noch Probleme mit manchen Sprechlauten r, sch, ch, kr, tr
- Beginnt Haupt- und Nebensätze zu bilden.
4 - 5 Jahre:
- Wohlgeformte Sätze, mit vereinzeltenGrammatikfehler
- evtl. noch Schwierigkeiten vor allem mit s, sch oder kr
- Das Kind möchte häufig in diesem Alter die Bedeutung von Wörtern wissen und verwendet sie manchmal noch wahllos.
- Verwendung von Haupt- und Nebensätzen
- Benennung von Farben
Maria Montessori entdeckte bei ihren jahrelangen Beobachtungen der Kinder etwas, das sie "Sensible Phasen" nannte: Zeiträume, in denen Kinder besonders offen sind für bestimmte Entwicklungen und den Erwerb bestimmter Fähigkeiten.
Die sensible Phase für den Spracherwerb ist ungefähr von Geburt bis etwa zum 4. Geburtstag. In dieser Zeit erwirbt ein Kind scheinbar mühelos auch mehrere Sprachen. Es saugt sie auf wie ein Schwamm.
Durch ihre Beobachtungen angeregt entwickelte Maria Montessori eine Vielzahl von Materialien, welche Kinder dabei unterstützen können, genau dieses Bedürfnis und den Sinn für Sprache zu befriedigen.
Nomenklaturkarten - Ein Video von Montessoristernchen
Eines der klassischen und einfachsten Materialien, um den Wortschatz zu bereichern und zu erweitern, sind die Nomenklaturkarten.
Zusätzlich helfen Nomenklaturkarten gleich dabei Struktur und Ordnung in den Wortschatz zu bringen, in dem ein Set Karten meist die Wörter und Begriffe einer Kategorie beinhaltet, also z.B. die üblichen Kern- und Steinobst-Sorten.
So können die Karten nicht nur allein zum Lernen der Worte benutzt werden, für erste Leseübungen, sondern auch, um Vergleiche zu ziehen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu suchen und zu benennen. D.h. der Wortschatz wird nicht nur um die Begriffe auf den Karten erweitert. Außerdem können die Karten mit Steckbriefen und Leseheften erweitert werden.
Im Video erklärt Ira den grundlegenden Umgang mit den Nomenklaturkarten und zwei verschiedene Fertigkeitsstufen für der Arbeit mit den Karten.
Hier einige Ideen, wie man Nomenklaturkarten einsetzen kann
Nomenklaturkarten sind Karten, auf denen Dinge (Nomen) - aber auch andere darstellbare Wörter abgebildet sind. Sie bestehen immer aus einer Bildkarte, einer Namenskarte und einer ganzen Karte (Kontrollkarte), auf der die beiden anderen Karten in der gleichen Größe gemeinsam abgebildet sind. Im folgenden werde ich diese drei Bezeichnungen benutzen.
Wortschatzbereicherung
Dabei werden erstmal die ganzen Karten benutzt. Mehrere Karten zu einem Thema werden den Kindern gezeigt und man spricht darüber, was abgebildet ist. Nachdem alle Karten ausgelegt sind, wird überlegt, zu welchem Überbegriff / Kategorie die Karten gehören - als Auflösung kann die Titelkarte mit der Überschrift und der Übersicht benutzt werden.
Gemeinsam können die Karten in "kenne ich" und "kenne ich nicht" geteilt werden. Anschließend können die Karten wie im Video zugeordnet werden. Die ganze Karte kann als Kontrollkart dienen für die Kinder, die lesen können, oder als "Vorlage" für die jüngeren.
Die nicht bekannten Karten können mit der Drei-Stufen-Lektion nach Maria Montessori eingeführt werden:
Sucht 2-4 Begriffe aus - entweder Ihr habt Gegenstände oder Bilder von den Gegenständen.
- 1. Nehmt einen Gegenstand nach dem andern und sagt mit wenigen Worten: "Das ist..." - seid sparsam mit zusätzlichen Wörtern, damit der Fokus auf dem neuen Wort liegt und der Name mit dem Gegenstand verbunden werden kann.
- 2. Fordert Euer Kind auf "Gibt mir...?", oder "Wo ist ...?" - so könnt Ihr überprüfen, ob die Verknüpfung zwischen Name und Gegenstand hergestellt wurde. Ob Name und Vorstellungsinhalt übereinstimmen und das neue Wort in den passiven Wortschatz übernommen wurde.
- 3. Nun kommt der "Test" im aktiven Sprachgebrauch. Zeit auf einen Gegenstand und fragt: "Was ist das?" Wenn das Kind den richtigen Namen nicht weiß, dann wurde die 2. Stufe nicht lange genug geübt oder das Kind ist noch nicht weit genug in seiner Entwicklung. Wieder holt die 3 Stufen zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal.
Objekt - Bild - Zuordnung
Zu dieser klassischen Zuordnungsübung können sowohl die ganzen Karten als auch die Bildkarten verwendet werden. Legt eine bestimmte Anzahl von Karten mit den passenden Figuren bereit und das Kind kann die Bilder zu den Gegenständen ordnen. (Auf dem Bild seht Ihr die Nomenklaturkarten Sehenswürdigkeiten zusammen mit den Miniaturen von Safari in zwei Toobs - Sehenswürdigkeiten und Landmarks.)
Suchspiele
Mit mehreren ausgelegten Karten kann man verschiedene Suchspiele spielen. Dabei können die Bildkarten oder die ganzen Karten benutzt werden - je nach Spiel kann dies die Schwierigkeit reduzieren oder erhöhen.
- "Adjektivspiel": Das Adjektivspiel eigenen sich nicht nur zur Einführung und Festigung der Wortart Adjektiv, sondern auch zur Wortschatzerweiterung (mehr zum Adjektivsuchsoiel findet Ihr bei "Meine Erfahrung mit Montessori". Legt mehrere Karten auf den Tisch und beschreibt eine Karte z.B. "Er ist rot" - dann kann das Kind nach weiteren Adjektiven fragen, wie "ist er auch gelb?" auf diese Fragen muss mit "Ja" oder "Nein" geantwortet werden können. So kann man sich über die Adjektive an die richtige Karte heran fragen. Natürlich können auch Aufträge gegeben werden wie: "Suche alle roten Schmetterlinge".
- "Lautspiele": Dieses Spiel ist perfekt zur Schulung des phonologischen Bewusstseins, also eine Vorübung zum Lesen und Schreiben lernen. Es werden mehrere Karten ausgelegt und gefragt: "ich höre ein 'SCH' am Anfang - welches Tier ist das?" oder "Ich höre ein 'a' in der Mitte - welches Tier ist das?". Wichtig ist es nicht die Buchstaben beim Namen zu nennen, sondern den Laut zu erfragen und zu hören - also nicht nach einem 'Be' fragen, sondern nach 'b'.
- "Ich sehe was, das du nicht siehst": der Klassiker. Mehrere Karten auslegen und "Ich sehe einen Vogel" oder "Ich sehe etwas Blaues" oder "Ich sehe etwas, das kann fliegen" fragen. Je nach Karten können die unterschiedlichsten Kriterien / Merkmale benutzt werden.
Gedächtnis- und Konzentrationsspiele
Gedächtnis- und Konzentrationsspiele können mit den Nomenklaturkarten in unterschiedlichen Varianten gespielt werden.
Abfolgen merken und nachlegen (siehe Foto):
- Schritt 1 - legt zu Beginn 3 ganze Karten neben einander aus. Die passenden Bildkarten liegen bereit.
- Schritt 2 - nachdem das Kind Zeit hatte alle Karten anzusehen, dreht die ganzen Karten um.
- Schritt 3 - das Kind legt die Bildkarten aus dem Gedächtnis unter die ganzen Karten
- Schritt 4 - die ganzen Karten werden zur Kontrolle wieder auf die Bildseite gedreht
- Natürlich können nach und nach immer mehr Karten genommen werden oder immer ähnlichere, um die Schwierigkeit zu steigern.
"Was fehlt?"
- Schritt 1 - legt zu Beginn 3 ganze Karten nebeneinander aus und lasst das Kind die Karten betrachten.
- Schritt 2 - nehmt heimlich eine weg und das Kind muss dann sagen, welche Karte fehlt.
- Varianten: Mehr Karten auslegen, mehrere Karten wegnehmen :-)
"Paare finden"
Verdeckt die ganzen Karten und die Bildkarten. Die passenden Paare müssen durch aufdecken gefunden werden. Dadurch, dass die Karten unterschiedliche Größen haben, ist das Spiel etwas leichter als mit gleich großen Karten :-)
Text - Objekt - Zuordnung
Eine Übung für alle, die schon etwas lesen können. Legt einige Gegenstände und Figuren bereit und die passende Namenskärtchen der Nomenklaturkarten. Die Kinder können nur die Figuren "beschriften" wie in einer Ausstellung. Zur Kontrolle können auch die ganzen Karten bereit gelegt werden.
Nomenklaturkarten und das bewegliche Alphabet
Die Nomenklaturkarten können auch wunderbar mit dem beweglichen Alphabet kombiniert werden. Je nach Kenntnisstand benutzt die Bildkarten und /oder die ganzen Karten. Wenn nur die Bildkarten genutzt werden, können die ganzen Karten oder die Namenskarten wiederum zur Kontrolle dienen, ob die Wörter richtig geschrieben wurden. Die Übung kann natürlich auch noch mit zusätzlichen Figuren erweitert und kombiniert werden.
Sortieren nach An- oder Endlauten
Diese Sortierübungen sind Weiterführungen der "Lautspiele" zum phonologischen Bewusstsein oben. Legt verschiedenen Karten mit verschiedenen Anlauten bereit und die passenden Buchstaben. Nun können die Kinder die Karten zu den Lauten sortieren.
Diese Übung geht natürlich auch mit Endlauten oder Mittellauten.
Kategoriebildung - Sortierspiele
Die Bildkarten eignen sich natürlich auch für verschiedenste Sortierspiele. Hier eine kleine Auswahl an Ideen, wonach sortiert werden kann:
- Tierklasse (siehe Foto): Säugetier, Vogel, Fisch etc.
- Wirbeltiere - wirbellose Tiere
- Lebensräume: Wasser - Wald - Wüste etc.
- Farben
- Anzahl der Beine
- Fellart: Fell, Haut, Schuppen, Federn etc.
- Fleischfresser - Pflanzenfresser
- Kontinent
- Groß - klein
Keine Zeit es selbst zu machen?
Bei uns gibt es einige Nomenklaturkarten in verschiedenen Sprachen - als Download oder professionell gedruckt - zu verschiedenen Themen: Frühblüher, Wildkräuter, Laub- und Nadelgehölze, Obst, Gemüse, Vögel, Schmetterlinge, Pinguine, Tiere der Kontinente, Länder der Kontinente, Sehenswürdigkeiten, Planeten, Mondphasen und Sternbilder