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Wie erkenne ich, was mein Kind gerade gerne spielt?

Was sind Spiel-Schemata, welche gibt es und wie kann ich sie nutzen, um eine vorbereitete Umgebung zu schaffen? Erklärungen, Tipps und Anregungen

Spielschemata
 

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Einführung

Jean Piaget war einer der ersten, die in den 1920ern basierend auf Beobachtungen den Begriff Schema benutzte, um bestimmte Arten des Verhaltens und der Entwicklung zu beschreiben. Der Bereich der Verhaltens-Schemata wurde die letzten 100 Jahre verfeinert und erweitert und diese werden heute "Spiel-Schemata" oder im Englischen "Schemes of Play" genannt. Darunter z.B. Richard Anderson, der 1977 feststellte, dass das Verständnis dieser Schemata Erziehern, Lehrern und Eltern helfen könnte, Kinder gut zu begleiten und zu unterstützen. Oder Chris Athey, die in diesem Feld an den ersten Fröbel-Schulen forschte und die Theorien erweiterte.

Diese Spielschemata decken sich mit vielen "Spieltrieben", die alle Säugetiere aufweisen. Bestimmte Fertigkeiten, die später überlebenswichtig sind, werden im Spiel erforscht und geübt.
Schemata sind Verhaltensmuster, die Kinder erlauben Ideen und Gedanken durch ihr Spiel zu erforschen und auszuprobieren. Sie lernen dabei aktiv, sie lösen Probleme, stellen Fragen, spekulieren und treffen Entscheidungen.

In diesem Artikel wollen wir Euch die 8 wichtigsten Schemata vorstellen und Euch Ideen geben, wie Ihr Euren Kindern eine vorbereitet Umgebung geben könnt, die zum Spielen in diesen Schemata einlädt.

Seifenblasen werden gepustet

Werfen ("Trajectory")

Kinder, die gerade das Werfen-Schema erforschen, könnt Ihr nicht nur beim Werfen beobachten. Sie interessieren sich vielleicht - je nach Alter - auch für Flugzeuge, Haie, Vögel und Superman (alles Dinge/Personen, die sich schnell durch die Luft bewegen).

Die Kinder lernen viel über Ursache und Wirkung, erproben ihre grobmotorischen Fähigkeiten und üben sich im Beobachten und "Vorhersagen" von Bewegungen.

Aktivitäten:

  • Papierflieger, Drachen oder Flaggen basteln
  • Zielwerfen - z.B. mit einem nassen Schwamm auf ein Ziel
  • Federn oder dünne Tücher durch ein Labyrinth pusten
  • Pinsel an einem Faden befestigen und so pendelnd malen
  • Marmorieren mit einer Murmel im Karton
  • Seifenblasen
  • Tanzstäbe mit langen Bändern daran basteln

Materialien, die Ihr bereit stellen könnt:

Kinder am Karussell

Drehen ("Rotation")

Kinder, die gerade das Drehen-Schema erforschen, drehen sich gerne und beobachten Dinge, die sich drehen. Sie interessieren sich für die Waschmaschine, Helikopter und Windräder und drehen die Räder an ihren Spielzeugautos und alle Knöpfe im Haus.

Die Kinder erproben ihre grobmotorischen Fähigkeiten und erforschen, wie sich Dinge bewegen und über Ursache und Wirkung.

Aktivitäten:

Materialien, die Ihr bereit stellen könnt:

Kind zieht Wagen

Transportieren ("transportation")

Kinder, die gerade das Transportieren-Schema erforschen, sammeln oft Dinge, um sie an einen anderen Ort zu bringen. Sie haben immer die Taschen voller Dinge, benutzen aber auch gerne Schubkarren, Wägen, Tüten, Rucksäcke, Körbe und Beutel.

Die Kinder lernen Objektpermanenz, üben ihre Fein- und Grobmotorik, sowie ihre räumliche Wahrnehmung. Außerdem probieren sie sich im planen und messen - wenn sie der Frage nachgehen: Wieviel passt hinein?

Aktivitäten:

  • Stellt Bagger, Schubkarren und ähnliches im Garten bereit - und Material, das sich gut transportieren lässt wie Rindenmulch, Kies oder Sand
  • Boote, in die man Tiere oder Steine legen kann, um sie übers Wasser zu transportieren
  • Eine Sensory Bin mit Löffeln, Flaschen und Bechern zum Ein- und Umfüllen - hier sind ein paar Ideen
  • Pipetten und Trichter mit Wasser und Flaschen bereitstellen
  • Zeichnet eine Straße in den Garagenhof und transportiert Dinge von A nach B - oder gestaltet mit Klebeband eine am Boden.
  • Klassische Transferübungen aus den Übungen des Täglichen Lebens wie: Löffelübungen, Pipettenübungen, Zangenübungen oder Schüttübungen.

Materialien, die Ihr bereit stellen könnt:

Tiere in Umzäunungen

Einrahmen ("enclosing")

Kinder, die gerade das "Einrahmen"-Schema erkunden, zäunen häufig ihre Spiellandschaften ein, bauen Zoos oder Bauernhöfe, in denen der Zaun hohe Aufmerksamkeit bekommt. Oder sie rahmen ihre Bilder ein, füllen Becher mit Wasser oder legen ihr Essen am Teller in Reihen aus. Außerdem bauen sie gerne Höhlen und Zufluchtsorte, in denen sie selbst "eingerahmt" werden.

Im Zuge des Einrahmens können auch zwei "Nebenschemata" erkundet werden - das "Durchbrechen von Begrenzungen" (Löcher bohren, nähen, Ohrringe und die Beine durch ein Gitter stecken sind typische Verhaltensweisen) und das "Eine Grenze entlang gehen" (Am Rand eines Papiers malen, Linien am Boden entlang gehen und abpausen sind mögliche Interessensgebiete).

Kinder entwickeln dabei Fein- und Grobmotorik, Objektpermanenz und arbeiten an ihren Mathe-Fähigkeiten wenn sie ihre Umrahmungen planen und ausführen (messen, planen, vorstellen, schätzen).

Aktivitäten:

  • Höhle oder Zelt aus Decken bauen.
  • Häuser aus großen Kartons bauen.
  • Häuser für die Spielzeugtiere / Figuren aus Schuhkartons bauen.
  • Tunnel in nassem Sand graben oder aus Ton erstellen.
  • Für das Rollenspiel Mäntel, Tücher und Bänder zur Verfügung stellen.
  • Einen Zoo oder Bauernhof bauen.
  • In einen großen Karton klettern und ihn von innen bemalen.

Materialien, die Ihr bereit stellen könnt:

4 Matroschkas

Einwickeln ("enveloping")

Kinder, die gerade das "Einwickeln" Schema erkunden, packen gerne Geschenke ein und umwickeln alles mit Tesa. Außerdem kann man sie dabei beobachten, wie sie ihre Hände mit Farbe oder Kleber bedecken und diese dann wieder abnibbeln.

Die Kinder üben sich in Objektpermanent, Fein- und Grobmotorik, Problemlösefähigkeiten und räumlichem Vorstellungsvermögen. 

Aktivitäten:

  • Im Rollenspiel Babies wickeln.
  • Postamt oder Postbote spielen (Briefe, Umschläge und "Briefmarken").
  • Tiere oder Schätze in einer Sandkiste oder Senory Bin verstecken.
  • Tierklinik mit den Kuscheltieren spielen und Verbände anlegen.
  • Eine Pappmaché-Laterne aus einem Luftballon herstellen oder andere Pappmaché-Figuren.
  • Kocht zusammen Apfeltaschen oder selbstgemachte Ravioli oder einen bedeckten Apfelkuchen

Materialien, die Ihr bereit stellen könnt:

Kinder legen zusammen ein Puzzle

Verbinden ("connecting")

Kinder, die gerade das Verbinden-Schema erforschen, werden häufig Gegenstände mit Seilen, Klebeband oder Bändern verbinden. Oder spielen häufig und ausdauernd Steckspiele und Lego.

Im Zuge des Verbinden-Schemas können auch zwei "Nebenschema" erkundet werden.  "Disconnecting - Zerschneiden, Trennen" - Der Umgang mit der Schere, Dinge in seine Einzelteile zerlegen oder gebaute Türme umwerfen sind die passenden Interessen. "Transforming - Transformieren" - Interesse wecken z.B. Roboter, Meerjungfrauen, Werwölfe, Farbenmischen und Kochen.

Kinder lernen dabei, wie Dinge sich verbinden und wieder trennen lassen, verbessern ihre Feinmotorik, erforschen Ursache und Wirkung und räumliches Wahrnehmung.

Aktivitäten:

Materialien, die Ihr bereit stellen könnt:

Badeenten in einer Reihe

Ordnen ("positioning")

Kinder, die gerade das Ordnungs-Schema erkunden, strukturieren, arrangieren und sortieren gerne - nicht immer in für uns verständlichen Ordnungen. Häufig muss alles am "richtigen" Platz stehen oder die verschiedenen Elemente einer Mahlzeit dürfen sich nicht berühren, müssen geordnet sein.

Die Kinder üben sich darin Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu erkennen, trainieren ihre Konzentration und visuellen Unterscheidungsfähigkeiten. Außerdem arbeiten sie an ihren mathematischen Fähigkeiten wie Problemlösung, Muster bilden, Klassifizierung und Planung.

Aktivitäten:

Materialien, die Ihr bereit stellen könnt:

Zwei Kinder klettern auf einen Zaun

Orientierung  ("orientation")

Kinder, die gerade das Orientierungs-Schema erforschen, klettern häufig auf Zähne, Kisten und Bäume, um die Welt aus einer neuen Perspektive wahrzunehmen. Sie stecken den Kopf durch die Beine, um die Welt auf dem Kopf zu sehen, oder lassen sich von einer Schaukel herabhängen. Sie interessieren sich auch für Teleskope, Ferngläser, Lupen und Spiegel.

Die Kinder erforschen dabei ihre grobmotorischen Fähigkeiten und stimulieren ihr vestibuläres System. Sie lernen über ihren Körper und ihre räumliche Wahrnehmung.

Aktivitäten:

  • Auf dem Spielplatz schaukeln, wippen, klettern und Karussell fahren.
  • Klebt einen großen Bogen Papier unter den Tisch und malt im Liegen.
  • Den Garten mit der Lupe untersuchen
  • Eine Spiegelecke nutzen.
  • Gucklöcher in Kartons schneiden.
  • Ein Periskop basteln.

Materialien, die Ihr bereit stellen könnt:

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